Fast Fashion – Die ökologischen Konsequenzen der Art, uns zu kleiden.

 

Es geht auch anders:  Slow Fashion

Kein kleines Thema!

 

Die wichtigsten Materialien, aus denen Kleidung hergestellt wird:

Baumwolle
Baumwolle gehört zu den wichtigsten Rohstoffen für den Bekleidungsmarkt. Die Pflanze ist kälteempfindlich und wächst z.B. in Nordamerika, Indien, Ostasien, Ägypten auf riesigen Feldern. Sie benötigt viel Wasser und wird konventionell mit Pestiziden behandelt. Reine Baumwolle ist recyclingfähig.
Im Gegensatz zu konventionell angebauter Baumwolle gilt Bio-Baumwolle als nachhaltiger Rohstoff. Ihr Anbau braucht 88% weniger Wasser und 62% weniger Energie. Es werden keine Pestizide und kein chemischer Dünger verwendet.

Wolle
Als Wolle werden die Haare verschiedener Tiere bezeichnet, die sich zum Verspinnen und Weben eignen. (z.B. Schaf, Ziege, Kamel, Kaninchen).
Die Haupt-Wollqualitäten sind Schurwolle oder Merinowolle vom Schaf. Hochwertige Wolle ist schmutzabweisend, selbstreinigend (eingebautes Reinigungssystem durch Keratin), lüftet gut aus. Zudem atmungsaktiv, langlebig und antimikrobiell. Sie ist biologisch abbaubar und recyclingfähig.
Wolle kann wie ein Dünger wirken, weil sie Nährstoffe und Kohlenstoff wieder an den Boden abgibt. Wolle gilt als einer der nachhaltigsten Rohstoffe (für Textilien) überhaupt.

Leinen
Leinen wird aus Flachs gewonnen, einer genügsamen Kulturpflanze, die ohne künstliche Bewässerung und mit wenig Düngung auskommt. Deshalb ist Leinen ein sehr nachhaltiges Material. Dieser natürliche Stoff ist langlebig, atmungsaktiv, robust und strapazierfähig. Er hat Feuchtigkeit ableitende Eigenschaften und ist deshalb so angenehm zu tragen, wenn es warm ist.  Außerdem ist er antibakteriell.

 

Ramie
Ist ein unscheinbares Mitglied der Brennnessel-Familie und ähnlich wie Leinen. Ramie ist robust, etwa doppelt so stark wie Baumwolle. Es ist von Natur aus bakterien- und schimmelresistent und hat eine hohe Saugfähigkeit.
Die Fertigungsverfahren von Ramiestoffen ist anerkanntes Kulturerbe der Menschheit. Sie gilt als umweltfreundliche Faser, da sie wenig Pestizide benötigen und in verschiedenen Klimazonen angebaut werden kann. Zum Wasserverbrauch habe ich Unterschiedliches gefunden.

Hanf
Kleidung aus Hanf ist angenehm weich, reguliert besonders gut die Temperatur und Feuchtigkeit und hat Geruchs-neutralisierende Eigenschaften durch hohen Sauerstoffgehalt in der Faser. Sie trocknet 3x schneller als Baumwolle.  Außerdem absorbieren Hanffasern deutlich mehr UV-Strahlung als Baumwolle oder Leinen.
Hanf hat eine sehr günstige Öko-Bilanz. Der hohe Preis für die Faser sorgt dafür, dass Kleidung aus Hanf bisher ein Nischenprodukt ist.                                                                                   

Tencel
Tencel ist die umweltverträgliche Alternative zur bekannten Zellulosefaser Viskose.
Es ist eine eingetragene Marke der Lenzing AG. Tencel Lyocell- und Modalfasern werden aus zertifiziertem und kontrolliertem Holzanbau gewonnen und gelten in der Branche als ein nachhaltiges Material für Kleidung. Tencelstoffe enthalten kein Microplastik und sind vollständig biologisch abbaubar.

 Seacell
Die patentierte und umweltschonende Seacell-Faser wird aus Cellulose und Algen hergestellt. Braunalgen aus isländischen Fjorden werden getrocknet, zerkleinert, gemahlen und in Cellulosefasern eingebunden. Seacell hat einen guten Tragekomfort und ist universell einsetzbar.

Fasern aus Kaffeesatz
Als textile Zufallsentwicklung und Innovation des taiwanesischen Unternehmens Singtex gilt die neuartige, bereits patentierte Faser aus /mit Kaffeesatz.
Hierfür wird Kaffeesatz gesammelt, nochmals sehr fein vermahlen und mit Polyesterfasern aus recycelten PET-Flaschen verschmolzen.
Singtex hat bereits 100 Textilhersteller als Abnehmer, vor allem aus der Sport- und Outdoorbranche.

Bambus
Textilien aus Bambus werden als umweltfreundlich, atmungsaktiv und antibakteriell beworben. Echte, unbehandelte Bambus-Fasern gibt es aber kaum auf dem Weltmarkt. Meist wird in einem aufwendigen Verfahren unter Einsatz von Chemikalien Bambusviskose hergestellt- die dadurch die Eigenschaften der Bambusfaser verliert.

Recycling-Polyester
„Gerade noch Müll, jetzt schon Mode“…
Hersteller von Schuhen, Taschen, Rucksäcken und Kleidung werben für ihre Produkte aus recyceltem Plastik.
Aus der Sicht des Nachhaltigkeitsforschers Kai Nebel ist die Idee, aus Meeresmüll Kleidung herzustellen glatter Unsinn, denn der Umwandlungsprozess ist enorm aufwendig, die entstehenden Produkte sind dann nicht wieder recyclefähig, sondern zerfallen zu Mikroplastik oder geben es beim Waschen ab. Nebel leitet den Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit und Recycling an der Hochschule Reutlingen.

Synthetische Stoffe
Dazu gehören Polyamid, Polyester, Elasthan und Polyacryl
Sie werden aus Kohle, Erdgas oder Erdöl hergestellt, d,h. chemisch synthetisiert und so verändert, dass sich daraus Fäden ziehen lassen. Diese werden veredelt und zu textilen Geweben verarbeitet. Typische Eigenschaften sind Elastizität, Reißfestigkeit und die Tatsache, dass sie keine Feuchtigkeit aufnehmen können.
Synthetische Stoffe verrotten kaum und tragen gravierend zum Müllproblem bei.

 

Produktion und Gewinnmargen

Stand Ende 2024 lassen die meisten großen Modelabels ihre Produkte nach wie vor in Niedriglohnländern wie Bangladesch, Kambodscha und Myanmar nähen.
Typischerweise konzentrieren sich Marken auf das Design, das Marketing und den Verkauf ihrer Produkte und lagern die eigentliche Herstellung, die Produktion an mehrere Lieferbetriebe aus. Bei diesem „Outsourcing“ geht es nicht nur um die Senkung der Arbeitskosten, sondern auch um die Übertragung von Risiken wie Lagerverwaltung und Arbeitsverpflichtungen.
Diese Lieferbetriebe befinden sich oft in Ländern und Regionen mit minimaler behördlicher Aufsicht. Schlechte Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung.  Von den Mode-Betrieben werden diese häufig durch die Komplexität und Undurchsichtigkeit ihrer globalen Lieferketten erklärt oder entschuldigt. Einzelne Phasen der Herstellung werden häufig an unterschiedliche Lieferbetriebe ausgelagert, was eine Transparenz noch schwieriger macht. Hier handelt es sich aber um ganz bewusste Entscheidungen der Branche. Sie entscheiden sich für diese komplizierten Systeme, um ihr eigenes finanzielles Risiko zu minimieren. Die Lieferbetriebe wiederum wälzen die Risiken durch Subunternehmertum, Outsourcing und kurzfristige Verträge auf die Schwächsten in der Kette ab.
Dass Lieferketten so strukturiert sind, dass sie kaum zu überwachen sind, hat System und nutzt den Modemarken gravierend.
(Kim van der Weerd, eine ehemalige Fabrikleiterin in einem Interview mit FashionUnited 2024 Wer stellt unsere Kleidung her? Einblicke in die Modeproduktion. Von Esmee Blaazer 2.12.24)

Auch viele Luxusmarken lassen billig produzieren. Dies bringt erhebliche Gewinnmargen.
Unter dem Einfluss von wachsenden ethischen und ökologischen Bedenken der Konsumenten tut sich hier aber einiges. Lieferketten sollen zunehmend transparenter werden, und es wird mehr auf faire Arbeitsbedingungen und Umweltstandards geachtet. Teilweise wird Kreislaufwirtschaft angestrebt, d.h. die Modelle sind wiederverwendet, recycelt oder kompostierbar. Technologische Fortschritte wie Automatisierungsprozesse bringen der Branche neue Einsparungsmöglichkeiten bei der Produktion.
Ein Stichwort hierzu ist aber auch das sogenannte Greenwashing.

Das riesengroße Müllproblem, Export und Vergiftung

   Hierzu gibt es eindrucksvolle YouTube Dokumentationen, z.B. „Die dunkle Seite der Textilindustrie“ und ähnliche Titel.

Handlungsmöglichkeiten

 

mein Label annabuzzi

Es ist nicht ganz einfach, Stoffe zu finden, die nicht nur natürlichen Ursprungs sind, sondern dies in Reinform, also ohne Beimischung von Synthetik. Die Beliebtheit von Elasten (Stretch) ist so groß, dass sogar das eigentlich strenge GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) einen Anteil von 3% erlaubt. Elastan ist aber eine Faser mit fossilem Ursprung, die bei der Wäsche Mikroplastik abgibt und ein hochwertiges Recycling unmöglich macht.

Ich verwende hauptsächlich Stoffe aus Europa, um unnötige Transportwege zu vermeiden.

Eine weitere Herausforderung ist die regionale Produktion. Es gibt kaum noch freiberufliche Schneider: innen. Die wenigen, die den Beruf gelernt haben, arbeiten in der Änderung oder in der Industrie. Aktuell gibt es nur noch 190 Betriebe der Bekleidungsindustrie in Deutschland.

Auch kleine Musterbetriebe gibt es kaum noch. Sie stehen enorm unter Druck. Die Auslagerung der Produktion von Kleidung in Billiglohnländer macht es schwer, in Deutschland von dieser Arbeit zu leben. Ein Betrieb, mit dem ich zusammengearbeitet hatte, ist gerade insolvent gegangen.

Ich habe einen neuen Betrieb in Berlin gefunden, einen „Geheimtipp“. Sie arbeiten ganz phantastisch, haben aber ihre – angemessenen - Preise. Die Akzeptanz ist bei den Kundinnen im Allgemeinen gut, weil die Qualitätsunterschiede sehr intensiv sicht- und fühlbar sind.  

Die Absicht Kleidung für eine lange Nutzung unter fairen und umweltschonenden Bedingungen herzustellen, geht einher mit der Bereitschaft von Menschen, Produkte zu ihrem wahren Wert zu erwerben.